Randis Reise by Simon Parke

Randis Reise by Simon Parke

Autor:Simon Parke
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Neufeld Verlag
veröffentlicht: 2013-11-15T00:00:00+00:00


Die zwölfte Station

Verärgert marschierte PILGERIN in die Wüste und demonstrierte damit ihre Unabhängigkeit; sie freute sich, definitiv das letzte Wort gehabt zu haben.

»Es macht mir Spaß, das letzte Wort zu haben«, kritzelte sie während des Laufens. »Ganz besonders bei Veronica!«

Doch bald tauchte ein Problem auf: PILGERIN konnte sich nicht mehr erinnern, zu welchem Hügel sie gehen sollte. PFEILS Stein hatte die Richtung ganz klar gezeigt, aber jetzt war sie nicht mehr sicher, und zurückzugehen und noch einmal nachzusehen, war keine Option. Sie könnte Veronica wieder treffen, und das wäre ihr nicht recht.

»Wenn du die Haustür hinter dir zuschlägst und verkündest: ›Das war’s. Wir sind fertig miteinander!‹, dann kannst du nicht zwei Minuten später zurückkommen und deinen Hut holen.«

PILGERIN hatte sich verirrt. Da ihr keine anderen Hilfsmittel zur Verfügung standen, suchte sie am Himmel nach Hinweisen, aber eher um der Wirkung willen, als dass sie sich tatsächlich Hilfe davon versprochen hätte. Egal, wie oft man sich »Lawrence von Arabien« angeschaut hat – und PILGERIN hatte den Film zusammen mit ihrem Vater häufiger gesehen –, die Sonne ist dem ungeübten Auge ein ungenauer Führer.

Wie sich herausstellte, hätte sie sich keine Sorgen zu machen brauchen. Als sie die Kuppe des ersten Hügels erreichte, schaute sie hinunter auf den Himmel oder etwas, das ihm sehr ähnlich war. Dort lag eine funkelnde Stadt, in der das Leben tobte. Sie hatte kaum zwei Schritte auf diese Stadt zu gemacht, als sie eintauchte in eine Menschenmenge, die sie wie eine große Welle in die Stadtmitte spülte. Sie fand sich neben einer jungen Frau wieder.

»Ist das der Himmel?«, fragte PILGERIN.

»Kann man so sagen«, erwiderte die junge Frau.

»Wieso ›kann man so sagen‹? Ist es der Himmel oder nicht?«

»Das ist SAN FEZBUCOS. Bleib auf dem Laufenden!«

»Oh, ich verstehe!«, erwiderte PILGERIN hastig.

Sie wollte nicht als jemand gelten, der nicht auf dem Laufenden war.

»Und dein Name?«, fragte PILGERIN ihre neue Gefährtin.

»ABLENKA.«

»Hübscher Name, und du bist genau die Person, nach der ich gesucht habe. Ich heiße PILGERIN.«

»PILGERIN?«

»Ja.«

»Grauenhaft!«

»Wirklich?«, fragte PILGERIN.

»Absolut.«

Wie ein schwacher Kapitän auf einem sinkenden Schiff entschloss sich PILGERIN zu einer schnellen Aufgabe ihrer Identität.

»Das ist natürlich nicht mein richtiger Name.«

»Nicht?«

»Auf keinen Fall! Mein richtiger Name ist Randi.«

»Schon besser.«

»Ich habe nur einen Scherz gemacht, als ich PILGERIN sagte.«

»Du bist ein komischer Kauz.«

»Ein lächerlicher Name.«

»Das stimmt allerdings!«

Erleichtert, diese peinliche Situation überwunden zu haben, wünschte sich PILGERIN jetzt, alles über ihr neues Zuhause zu erfahren.

»Also, erzähle mir, was ist so himmlisch an SAN FEZBUCOS?«

»Hier sind wir alle gleich und mit jedem und allem vernetzt!«

»Wow!«, sagte PILGERIN zum ersten Mal in ihrem Leben. Wow? Wo kam das denn her? Warum versuchte sie unter allen Umständen, wieder ganz jung zu sein? »Ja, ich verstehe, dass das dem Himmel ziemlich nahe kommt!«

»Also, ich rede mit dir«, erklärte ABLENKA, »absolute Aufmerksamkeit und so, aber ich schreibe auch gleichzeitig einer Freundin eine SMS, twittere meinen 476 Anhängern, wo ich mich gerade aufhalte, überprüfe meine Facebook-Seite, sehe mir einen Film an und versuche, zusammen mit ein paar Freunden ein Haus zu mieten – alles gleichzeitig auf diesem kleinen Ding!«

ABLENKA schwenkte ein kleines Gerät.



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